Seit 1949 besteht zwischen der kleinen sächsischen
Kirchengemeinde Polditz bei Leisnig auf halber Strecke zwischen
Leipzig und Dresden und Langeoog eine regelmäßige
Verbindung. Am Beginn stand die Entscheidung des Evang. Hilfswerks
in Westdeutschland, die auslaufende Unterstützung der
Mitchristen in der sowjetisch besetzten Zone durch ausländische
Carepakete mit eigenen diakonischen Anstrengungen weiterzuführen.
Vor diesem Hintergrund verbanden sich die beiden lutherischen
Kirchen in Sachsen und Hannover und unter ihrem Dach die
Kirchenkreise Leisnig und Esens und damit auch Langeoog und
Polditz.
Über viele Jahre haben dann die
Mitarbeiterinnen der Kirchengemeinde Langeoog regelmäßig
Lebensmittelpakete nach Polditz geschickt. Anfang der 80ziger
Jahre wurden schrittweise auch Besuche möglich, zunächst
nur von West nach Ost, später auch in den Gegenrichtung, wenn
auch nur für Rentner. So bekam die Partnerschaft nach und
nach auch ein menschliches Gesicht. Langeoog half dem Polditzer
Kirchenvorstand bei seinem Kraftakt, die eigentlich schon zum
Abriß freigegebene Kirche zu erhalten und zu restaurieren,
durch die Lieferung von speziellen Baumaterialien. Aber auch an
sich verbotene Geschenke wie christliche Bücher oder ein
kleiner auf Langeoog ausrangierter Umdrucker passierten die
Grenze.
Nach der überraschenden
Maueröffnung kamen neue Probleme auf die Bevölkerung an der
Mulde zu. Durch die Abhängigkeit von maroden Staatsbetrieben
griff die Arbeitslosigkeit um sich. Auch Claus Walther, der
Dorfschmied, war in seiner Existenz bedroht. Langeoog half mit dem
Auftrag des Friedensleuchters. Andererseits
gelang es Pastor Gunter Odrich auch, seine Gemeindeglieder zu neuen
Zielen zu ermutigen. So gelang das eigentlich Unmögliche: Nicht
nur die Kirche wurde wieder hergestellt, sondern auch die historisch
wertvolle Ladegastorgel konnte gerettet und vollständig
restauriert werden.

1999 konnten beide Orte auf 50 Jahre Partnerschaft
zurückblicken. Aus diesem Anlaß kam im Februar der
Polditzer Pfarrer mit seinen Konfirmanden nach Langeoog. Und in
der Woche nach Pfingsten gab Inselkantor Andreas Groll ein Konzert
auf der dortigen Ladegast-Orgel.
Die Polditzer Konfirmanden fanden auf Langeoog eine herzliche
Aufnahme. Dorothee Groll, Karla Heyer, Christiane Hoffrogge, Renate
Kuper, Ingrid Oldewurtel, Heide Peters und Hermann F. Voß
teilten sich in die Aufgabe, die Gruppe im Beiboot mit einer warmen
Mahlzeit zu versorgen. Die Inselgemeinde spendierte einen Besuch im
Hallenbad, im Schiffahrtsmuseum und auf dem Wasserturm. Außerdem
standen Begegnungen mit Langeooger Jugendlichen in der Inselkirche
und im Jugendtreff 'Die Insel' auf dem Programm. Trotz durchwachsenen
Wetters organisierte Gunter Odrich zudem eine zünftige
Boßeltour.
Als Gastgeschenk hinterließ die Gruppe ein aktuelles
Aquarell von der Polditzer Kirche, das im Foyer des Beiboot seinen
Platz fand.
Inzwischen ist die Kirchengemeinde Polditz mit einer eigenen
Homepage im Netz: www.polditz.de
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